Karl May hat das Albanienbild geprägt wie kein anderer. Sein Abenteuerroman „Durch das Land der Skipetaren“ erzählt die Heldentaten des tapferen Kara ben Nemsi, der in den „finsteren, drohenden, kalten Schluchten und Gründen“ Albaniens auf Verbrecherjagd geht und das Gute im Menschen auch im hintersten Balkan hochhält. Dass im Gedächtnis des Lesers vor allem zwielichtige Burschen mit dunklen Bärten, Mordbuben mit langen Dolchen und tollkühne Sprünge mit Pferden über tiefe Felsspalten zurückbleiben, liegt in der Natur dieser Geschichten. Albanien, so das nachhaltige Resultat der Jugendlektüre, muss ein wilder Tummelplatz von wilden Gesellen sein.

Grund genug für uns, sich endlich ein eigenes Bild von diesem Land zu machen. Finsteren Gestalten aus Karl May's Einbildungskraft, falls es sie je gegeben hat, begegnet man allerdings heute nicht mehr. Statt dessen freundlichen Menschen. Ja, die unwegsamen Gegenden und Schluchten sind sicher vorhanden. Hinter der Küste beginnt zunächst eine sanfte, fruchtbare Hügellandschaft mit Kirschbäumen und Olivenhainen, mit grünen Wiesen und Getreidefeldern. Dahinter erheben sich steil aufragend mächtige Gebirgsketten. Auf den ersten Blick scheint es dort keinerlei Durchkommen zu geben. Ab und zu aber taucht dann doch ein Einschnitt auf, der Zugang zu Karl Mays legendären „Schluchten des Balkan“ gewährt. Bis zur griechischen und mazedonischen Grenze erstreckt sich eine rauhe, heute kaum noch bevölkerte Bergwelt. Wir sind allerdings nur am Rande mit dieser in Berührung gekommen. Unsere Aufmerksamkeit galt doch mehr den Küsten und Stränden.

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