Strahlender Sonnenschein im Mülheimer Hafen. Klaus dreht den schweren Schlüssel langsam um, knarrend öffnet sich die blaue Holztür der alten Lagerhalle. Vorsichtig zieht Claudia die Plane beiseite. Und da steht es: das Motorrad-Boot.

Ein Katamaran mit roten Schaufelrädern aus Holz, angetrieben über Riemen und Ketten von den Motorrädern. Gebaut mitten im Dschungel Brasiliens.

"Damit sind wir 2500km über den Rio Purus und den Amazonas gefahren", sagt Klaus, betritt vorsichtig die Planken des Dschngel-Schiffs. Der Bau - eine Schnapsidee. Vier Tage brauchten die Kölner mit ihren vollbeladenen Enduro-Maschinen, kämpften sich durch die vom Regen aufgeweichte Urwaldpiste Brasiliens an den Rio Purus. "Von dort wollten wir weite rzum Amazonas", sagt Claudia.

Der Rio Purus - der Bruderfluß des Rheins. Er hat die gleiche Länge(1320km), schlepp die gleichen Wassermassen mit sich, mündet in den Amazonas.

Ins Amazonasgebiet auf Motorrädern und das mitten in der Regenzeit? "Unmöglich", stellen die beiden fest. Im Dörfchen Labrea schmieden sie ihren Plan, treffen auf Manoel Brito, einen einfallsreichen Schreiner.

In knapp drei Monaten entsteht die "Juma da Amazonia". Indianer flechten das Schilfdach aus Palmblättern. Claudia, Klaus und Manoel bauen Bootsrumpf und Schaufelräder aus Holz. Zwei alten Wasserrohre dienen als Achsen, die Motoren werden mit dem Wasser gekühlt, das die Seitenräder hochschleudern. "High Tech made in the Jungle" lacht Klaus.

Die Fahrt auf dem Amazonas: Delphine begleiten die beiden Kölner bis zum Rio Solmoes, schlafen nachts unterm Schiff.

Zwei Monate sind sie mit der "Juma" im Amazonasbecken unterwegs, entdecken Indianer.

Das Dschungelboot: Im Hafen von Manaus heißt es im Dezember 1994 Abschied nehmen. Die Rickmers Line/Hapag-Lloyd verschifft das Boot kostenlos nach Antwerpen. Die Kölner fahren mit dem Fachter nach Südafrika. Durchqueren Afrika mit ihren Motorrädern. Daraus werden 2 1/2 Jahre. Dann zurück nach Europa. "Das ergab sich", sagt Claudia. "Der Globus ist halt rund."

In Antwerpen machen sie die "Juma" wieder flott, fahren durch belgische und französische Kanäle. Am 20.09.1997 tuckert das Dschungel-Boot unter brasilianischer Flagge, begleitet von der Wasserschutzpolizei, über den Rhein nach Köln. "Das werde ich nie vergessen", sagt Klaus. "Wir fahren an Rodenkirchen vorbei, und plötzlich tauchen die Domspitzen auf. Da hab' ich vor Freude geheult."

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